Das Projekt unternimmt den Versuch von urbaner Botanik für ‚das Theater‘ zu lernen. Was macht Stadtpflanzen zu Stadtpflanzen? Wie gestalten urbane Pflanzen die Stadt mit? Wo begegnen sich menschliche und nicht-menschliche Akteur:innen? Wo sind sie gegenseitig auf ihre Hilfe angewiesen, wo stehen sie sich im Weg?
Wie lässt sich menschliche Wahrnehmung für vegetative Seinsweisen sensibilisieren? Wo werden Trennungen zwischen Mensch und Pflanze in der Stadt porös? Die Arbeit mit Pflanzen fordert die menschliche Zeitlichkeit heraus. Manche Pflanzen sichern ihr Überleben in dem sie mehrere hunderte Jahre alt werden, andere wiederum leben nur einen Sommer.
Pflanzen die im urbanen Raum wachsen, werden in der Botanik als Ruderalpflanze oder Pionierpflanzen bezeichnet. Ruderalpflanzen wachsen auf Trümmerböden und Schuttflächen. Ruderalpflanzen wachsen in der Stadt. Manche der Trümmerpflanzen werden in der Naturheilkunde auch als Traumapflanzen bezeichnet, da sie vegetationsarme Böden klären und eine Grundlage für weitere Pflanzengesellschaften schaffen.
Sogenannte Pionierpflanzen, wie die Birke, Flechten und Moose ertragen extreme Umweltbedingungen und entwickeln in übernutzt erscheinenden Habitaten unterschiedlichste (Über-)Lebensstrategien.
Stadtpflanzen schaffen in den Spalten und Rinnen Möglichkeitsräume und wuchernde Ökosysteme.
Würde man die Erscheinung der urbanen Gewächse, in Geruch, Form, Richtung, Schatten oder Geräusch für eine kurze Weile vermenschlichen oder deren Seelen lesen, könnte man auch anstelle eines kolonialen Eroberers von Fläche wie dem Pioneer oder der Ruderalpflanze die in zerstörten 'Ruinen' wächst, vielmehr gemeinschaftliche, unsichtbare Care Arbeit erkennen:
Sorgsam, zyklisch, dezentral, saisonal und oft zu langsam für das menschliche Auge oder in anderen Weisen kommunizierend als das sie menschlichen Sinne vernehmen können, arbeiten Pflanzen grundlegend am Stadtbild, an der Atmosphäre, den (nicht-)menschlichen Körpern, dem urbanen Netzwerk - dem Organismus Stadt.
Dieses Projekt ist niemals fertig und möchte jenseits der Vermenschlichung von Pflanzen nach Formen suchen von ihnen zu lernen, sich für sie zu sensibilisieren und mit ihnen zu kollaborieren.